Planetologie: Meteoritenkunde

AusgangsPunktPlanetologieMeteoritenkunde

Abb. 1 Ernst Florenz Friedrich Chladni (1756-1827), Begründer der modernen Meteoritenkunde. Als erster Wissenschaftler seit der griechischen Antike erkannte er, daß es sich bei Meteoriten um außerirdische Materie handelt.

 

Abb. 2 Ensisheimer Meteorit mit Bruderschaft. Noch heute gedenkt man feierlich den Meteoritenfall von 1492 im Elsaß und hütet den Himmelsstein als die Besonderheit des Ortes. (Quelle: ...)

 

Abb. 3 Im Bild wurde ein Meteor fotografisch festgehalten, der von oben links nach unten rechts zog und am Schluß einen Helligkeitsausbruch zeigt. (Quelle: ...)

 

Abb. 4 Dieses Bild war eine Zufallsbeobachtung der Feuerkugel 2004 über Belgien und zeigt recht gut die Form, wie man eine Feuerkugel bzw. Bolide mit dem bloßen Auge über den Himmel ziehen sieht. (Quelle: ...)

 

Abb. 5 In dieser Fotografie sieht man das Nachleuchten der ionisierten Luft nach dem Feuerkugelereignis. Der Meteoroid ist lang verglüht, doch die Luft leuchtet noch immer an dieser Stelle und wird langsam vom Wind verdreht und weitergetragen. (Quelle: ...)

 

Abb. 6 Hier wurde ein sehr schön ausgebildeter und unzerstörter einfacher Impaktkrater aufgenommen. (Quelle:...)

 

Abb. 7 Wenn man den Mond mit einem mittleren Amateurteleskop genau betrachtet, so kann man Impaktstrukturen jeder Größe betrachten. Der Krater Langrenus besitzt einen schön ausgeprägten Zentralberg und einen gestaffelten Kraterrand, der durch Rutschungen entstanden ist. (Quelle: ...)

 

Abb. 8 Diese Panorama-Aufnahme des mit 100 Metern Durchmesser größten der 8 Meteoritenkrater in Morasko bei Posen (Poznan) in Polen zeigt einen großen Meteoritenkrater, aber eben keinen Impaktkrater. (Quelle: ...)

 

Abb. 9 Dieses tschechische Tektit, das sogenannte Moldavit, entstand beim Impaktereignis des Nördlinger Ries. Typisch für diese Moldavite sind die dunkelgrüne Färbung und ihre glasige Transparenz. (Quelle: ...)

 



www.Wikipedia.de


Suchen






Überblick


 

Historische Einführung

Das wissenschaftliche Studium der Meteorite ist erst rund 225 Jahre alt. Doch die Kenntnis über diese ungewöhnlichen Steine reicht noch viel weiter zurück, denn noch bevor der Mensch Eisen schmelzen konnte, benutzte er Eisenmeteorite, um daraus Gegenstände verschiedenster Art zu erschaffen. Die alten Kulturvölker, die Chinesen, Ägypter, Griechen oder Römer, brachten den Fallerscheinungen und deren Himmelssteinen lebhaftes Interesse entgegen. Viele Beschreibungen, in Geschichtsblättern, Mythen und Legenden, wurden uns in alten Aufzeichnungen hinterlassen und zeugen davon, wie stark die Menschen und ihr Glauben davon beeinflußt wurden.

In Nogata in Japan wird seit über tausend Jahren ein Meteorit als Schatz in einem Shinto-Schrein aufbewahrt. Nach alten Aufzeichnungen fiel er am 19. Mai 861 in der Nacht mit Blitz und Donner auf ein Tempelgelände. Eine 1982 vorgenommene Untersuchung bestätigte, daß es sich um einen L6-Chondriten handelt, der somit der älteste beobachtete Meteoritenfall auf der Welt ist, von dem noch Material vorhanden ist (472g). Der älteste europäische Meteoritenfall, bei welchem noch heute ein Meteorit vorhanden ist (55,75kg), ereignete sich am 7. November 1492 in Ensisheim im Elsaß. Gegen 11:30 Uhr vormittags fiel diese LL6-Chondritenbrekzie mit über 127kg Gesamtgewicht. Auch noch in unseren Tagen feiern die Leute im Ort das für sie wichtige historisches Ereignis und zeitgleich treffen sich viele europäische Meteoritensammler und Interessierte zu einer Meteoritentagung bzw. -börse.

Es gab Zeiten, da erklärte man Meteoritenfälle als ein Wunder Gottes. Im Zeitalter der Aufklärung wurden diese seltenen Ereignisse, aus Mangel an ordentlichen Fakten, sogar als Absurdität abgetan und alle Berichte als Ammenmärchen abgestempelt. Schließlich wagte der Wittenberger Physiker Ernst Florens Friedrich Chladni (1756-1827), der vorherrschenden Lehrmeinung entgegenzutreten, angeregt durch einen Reisebericht des in russischen Diensten stehenden Berliner Naturforschers Peter Simon Pallas (1741-1811). Pallas wurde im Jahre 1772 auf einer Reise nach Sibirien in dem Dorf Ubeiskaja-Medvedeva, rund 230 Kilometer südlich von Krasnojarsk, ein circa 700 Kilogramm schwerer Stein aus Eisen und Olivin gezeigt, der nach den Erzählungen der Tataren vom Himmel gefallen war. Chladni stellte danach fremde und eigene Beobachtungen über Meteorite zusammen und veröffentlichte die 1794 in Riga und Leipzig erschienene Schrift „Über den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen, und über einige damit in Verbindung stehende Naturerscheinungen". Obgleich Chladni überzeugende Gründe darlegte, warum man die so oft beschriebenen Himmelsteine als Irrläufer aus dem All anzusehen hätte, erntete er von seinen Physikerkollegen zunächst Hohn und Spott.

Die Erkenntnisse Chladnis hätten sich wohl nicht durchsetzen können, wenn ihm nicht zufällig die Natur zu Hilfe gekommen wäre. 1803 ging über L'Aigle, 120 Kilometer westlich von Paris, ein von vielen Menschen beobachteter etwa 3 000 Steine umfassender Meteoritenregen nieder, der die Wissenschaftler dazu zwang, ihre althergebrachten Auffassungen zu überdenken und sich ernsthaft mit den Meteoriten zu beschäftigen. An vielen Orten entstanden nun Meteoritensammlungen, die heute zum wertvollsten Besitz großer Museen gehören.

 


 

Definitionen zum Thema

  • Meteorit

Aus dem Weltraum stammender fester Körper, der die Erdoberfläche erreicht hat.

  • Meteoroid

Fester Körper, der sich im Weltraum oder sogar durch die Erdatmosphäre bewegt und eine Lichterscheinung in ihr erzeugt. Meteoroiden sind astronomisch gesehen kleine, feste Objekte, die größer sind als ein Molekül aber kleiner als ein Asteroid.

  • Meteor

Die Lichterscheinung, die sich am Himmel zeigt, wenn ein kleiner Meteoroid in die Atmosphäre der Erde eindringt (im Volksmund auch Sternschnuppe genannt). Die Meteore bewegen sich so schnell, daß man sie strichförmig sowie sternenhaft dünn erkennt und sie leuchten nicht heller als ca. -4mag in der hohen Erdatmosphäre auf. Meteore erscheinen nur etwa eine Sekunde lang und können dabei sogar aufblitzen oder auch etwas nachleuchten. Meteore fliegen ein paar Winkelgrad über das Firmament.

  • Feuerkugel bzw. Bolid

Eine sehr helle und nicht mehr sternenhafte Lichterscheinung, die sich am Himmel zeigt, wenn ein mehrere Zentimeter durchmessender Meteoroid in die Atmosphäre der Erde eindringt. Feuerkugeln sind große Meteore und leuchten deutlich heller als die Planeten, also über -4mag in der Erdatmosphäre auf. Sie sind gewöhnlich zwei bis acht Sekunde zu sehen, aber die Leuchtbahn, durch die sich das Objekt bewegte hat, kann mehrere Minuten nachleuchten. Das Erscheinungsbild ist vorn kugelig rund und nach hinten sich verjüngend (dreieckig) lang gezogen. Feuerkugeln können farblich gesehen werden und ändern diese oft im Fluge. Sie weisen auch Helligkeitsschwankungen auf und zerteilen sich manchmal in mehrere Stücke, die dann gleich schnell nebeneinander oder hintereinander dahinziehen. Feuerkugeln bzw. Bolide können, je nach Perspektive, in dieser kurzen Zeit über den gesamten Himmel ziehen. Dieses detailreiche Himmelsereignis leuchtet oft hell wie der Vollmond in der Erdatmosphäre auf und kann auch am Tage leicht beobachtet werden. Ein großer Bolid erzeugt Meteorite und auch vielfältige Geräusche in der Erdatmosphäre, die vor allem im Gebiet des Endpunktes der Lichterscheinung zeitlich versetzt sehr beeindruckend sind.

  • Meteoritenfall

Ein Bolid wurde zuvor beobachtet, in Folge dessen dann auch Meteorite gefunden wurden, die diesem Naturereignis auch zugeordnet werden können.

  • Meteoritenfund

In einem Gebiet wird mindestens ein Meteorit gefunden, dessen Fall aber nicht beobachtet werden konnte und/oder zeitlich weit zurückliegt.

  • Fallgebiet

Ein Meteoritenfallgebiet ist ein räumlich begrenzter Bereich, in dem bei einem Meteoritenfall niedergegangene Meteorite am Erdboden zu finden sind bzw. zu finden waren. Es ist nach vorn klar elliptisch begrenzt und hier befinden sich die größten Meteoritenfragmente des Falls. Je kleiner und somit leichter die Meteoritenstücke des Falls werden, desto mehr kann die Fallellipse zu einer Seite verzogen werden oder völlig offen auslaufen.

  • Impaktkrater

Solche Strukturen werden nur von Objekten erzeugt, die mit kosmischer Geschwindigkeit in den Erdboden eindringen. Ein Körper, der aus gefrorenen Gasen besteht muß mindestens 100 m Durchmesser haben, um die Flugphase durch die Erdatmosphäre zu überstehen. Ein Körper, der aus Eisen-Nickel besteht, benötigt mehr als 30 m Durchmesser. Schon der Übergang zum Impaktkrater erzeugenden Asteroiden ist also sehr verschwommen. Genauso unklar ist der Übergang zum Meteoriteneinschlagskrater. Ein komplexerer Impaktkrater hat einen gestaffelt abgesunkenen Kraterrand und eine zentrale Erhebung. Ein einfacher Impaktkrater ist nur schüsselförmig mit steilen Kraterwänden. Beim Einschlag werden verschiedene Impaktgesteine im Kratergebiet erzeugt mit Impaktschmelzen. Bei großen Einschlägen werden Tektite erzeugt, die man auch noch sehr weit vom Krater entfernt finden kann. Unbeeinflußtes Material vom Asteroiden wird nicht mehr gefunden!

  • Meteoritenkrater

Ein sich an der Erdoberfläche noch im Übergang zwischen Kosmischer- und Schallgeschwindigkeit befindlicher sehr großer Meteoroid (bzw. kleiner Asteroid) zerlegt sich auch schlagartig und erzeugt auch große Sprengkrater (z.B. beim Meteoritenfall Sikhote Alin). Hier kann man aber eindeutig Material vom Meteoroiden finden, das durch den Aufschlag unbeeinflußt geblieben ist! Es entsteht kein Impaktgestein, sondern nur Trümmergestein, ohne eine Schmelze zu erzeugen. Diese Krater sind eher kleiner und unstrukturiert als Impaktkrater. Sie werden auch tellerförmig flach und locker aufgebaut beschrieben.

  • Meteoriteneinschlag

Eine Einschlagsstelle, die von einem sich mit Unterschallgeschwindigkeit bewegenden Meteoriten erzeugt wird, muß etwas sichtbar durchstoßen haben oder noch in ihm stecken, z.B. ein Hausdach, Straßenasphalt oder den Erdboden. Im Erdboden erzeugen schnell fallende und/oder schwere Meteorite Einschlagstrichter, -röhren oder -löcher, die meist eine Wulst am Rande besitzen. Sie zeigen (fast)immer senkrecht nach unten und können, bei einem etwas ungleichförmigen Objekt, auch leicht größer sein als der eingedrungene Meteorit, da diese sich beim Eindringen noch drehen konnte.

  • Tektite (Glasmeteorite)

Bei diesen Steinen handelt es sich um glasartige Formen von Schmelzen die bei Impaktereignissen entstanden sind. Diese Gläser wurden in flüssiger Form durch die Erdatmosphäre geschleudert und erstarrten im Fluge. Im Material der Tektite vermischten sich die jeweiligen Schmelzen des eindringenden Asteroiden sowie die des Ursprungsgesteins von der Erde.


 

Themenverzeichnis

Ein Meteoritenfall

Der Versuch, einen Meteoritenfall zu beschreiben, ist ein sehr spannendes und inhaltsreiches Thema, aber auch leider noch mit vielen offenen Detailfragen bestückt.

Meteorite und ihre Unterschiede

Man kann Meteorite unterschiedlich klassifizieren, nach Mineralogie und Entstehung, den Schockstufen oder dem Grad der Verwitterung ... schlußendlich scheint jeder Meteorit ein Unikat zu sein.

Fälle und Funde

In dieser Rubrik soll eine kleine Auswahl näher beschrieben werden, um die Fundumstände näher kennen zu lernen. Etwas Statistik soll auch helfen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Meteoritenortungsnetz

Das systematische Beobachten des Himmels, um Meteoritenfälle zu dokumentieren und zu lokalisieren, ist immer noch ein Herausforderung und kein Handwerk. Das Meteoriten finden um so mehr.

Die Gefahr aus dem Weltall

Wie gefährlich sind Objekte aus dem Weltraum für uns Menschen?

 


Home Page | Einführung | Vorwort | Ziele | Aktivitäten | Kontakt | Partner